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Borreliose-Selbsttests: hilfreich oder gefährlich?

Rund 25 Prozent aller Patienten mit Borreliose werden nicht entdeckt oder behandelt! Dabei drohen bei einer Infektion schwerwiegende Erkrankungen, die recht einfach durch Einnahme eines Antibiotikums verhindert werden könnten. Selbsttests, die sich einfach und schnell Zuhause durchführen lassen, könnten helfen, mehr und vor allem frühzeitiger Borreliosen zu erkennen.

Das Angebot an Selbsttest für diverse Krankheiten wächst beständig. So sind derzeit Selbsttests im Handel, die das Blut des Anwenders auf Antikörper gegen Borrelien untersuchen oder die Zecke selbst auf Borrelien testen.
Allerdings sind auch zweifelhafte Tests im Umlauf. Ein Beispiel ist der Careplus Tick-Test von Tropicare, der in einer Studie auf seine Güte untersucht wurde. Für den Test wird die von der Haut entfernte Zecke zermahlen und anschließend auf Borrelien untersucht. Die in der Studie ermittelte Sensitivität des Tests betrug 0 Prozent, da alle Tests negativ ausfielen, obwohl manche Zecken in der Studie nachweislich Borrelien enthielten.


Wenn ein negatives Ergebnis beim Selbsttest dazu führt, dass Betroffene keinen Arzt aufsuchen, sind solche Tests eher gefährlich als hilfreich! Darum gilt, dass bei einer möglichen Infektion in jedem Fall ein Arzt um Rat gefragt werden sollte – unabhängig vom Selbsttest-Ergebnis.

Wann ist ein Test auf Borrelien sinnvoll?

Nicht immer ist die Durchführung eines Tests sinnvoll. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) rät davon ab, Borreliose-Antikörper im Blut zu bestimmen, wenn gar keine Symptome und keine passende Krankengeschichte vorliegen. Mögliche Symptome der drei Phasen der Borreliose finden Sie unter „Verlauf der Erkrankung“ aufgelistet. Außerdem benötigt der menschliche Körper ein wenig Zeit, bis er entsprechende Antikörper gebildet hat.

Ein Test auf solche Antikörper ist erst zwei bis vier Wochen nach dem Zeckenstich sinnvoll. Ansonsten kann trotz Infektion mit Borrelien ein negatives Testergebnis entstehen.

Doch auch der Test auf Antikörper unterliegt gewissen Grenzen. Bis zu 25 Prozent der über 70-Jährigen haben entsprechende Antikörper, da diese noch Jahre nach einer Infektion, sogar nach einer symptomlosen, im Blut vorhanden sein können. Des Weiteren schützt auch eine große Menge dieser Antikörper nicht vor einer Neu-Infektion mit Borreliose! Ist der getestete Patient mit Treponema pallidum, dem Erreger der Syphilis (Lues), infiziert, kann der Antikörper-Test fälschlicherweise positiv ausfallen.

Die klassische Wanderröte (Erythema migrans) zu Beginn der Borreliose nach Übertragung der Bakterien durch eine Zecke tritt nur bei 50 Prozent der Betroffenen auf. Oftmals wird sie auch übersehen. Beim Vorliegen einer Wanderröte sollte allerdings antibiotisch behandelt werden.

Wenn es keine Hinweise auf eine Infektion mit Borrelien gibt, also keine Symptome aufgetreten sind, sollte die prophylaktische Einnahme eines Antibiotikums unterbleiben.

Gute „Tests“ auf Borreliose können auch Fragebögen sein: Füllen Sie diesen einfach aus und nehmen ihn zu Ihrem Besuch beim Hausarzt mit! Ein Beispiel für einen solchen Fragebogen finden Sie hier: http://www.dr-neidert.de/borreliose.

Von welchen Tests ist generell abzuraten?

Tatsächlich gibt es Tests, deren Konzept völlig untauglich ist, um eine Borreliose nachzuweisen. Dazu gehören vor allem solche Tests, die Borreliose-Bakterien im Blut aufspüren wollen. Borrelien befinden sich allerdings nicht im Blut, sondern im Gewebe!

Ebenfalls untauglich sind der LTT-Test, der CD-57-Test und der Graustufentest. Beim LTT-Test (Lymphozyten-Transformations-Test) werden Abwehrzellen des Betroffenen mit Bestandteilen der Borreliose-Bakterien konfrontiert. Eine Reaktion soll die Infektion mit Borrelien beweisen. Allerdings reagieren Abwehrzellen häufig auf diese Bestandteile, auch wenn keine Borreliose beim Betroffenen besteht! Der CD-57-Test beruht auf einer Theorie, dass Borrelien die Abwehrreaktion bestimmter Zellen unterdrücken würde. Der Graustufentest gibt vor, eine Borreliose nachweisen zu können, wenn Graustufen-Unterschiede schlechter erkannt werden.

Quellen:

  • MIAMED Amboss: Bibliothek für Ärzte und Medizinstudenten. Stichwort „Borreliose“
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4235040/
  • https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-0042-107347
  • http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/vorsorge/chance/tid-6654/borreliose_aid_64386.html
  • http://www.t-online.de/gesundheit/gesund-leben/id_46296630/was-taugen-zecken-schnelltests-fuer-zu-
    hause-.html
  • http://www.dr-neidert.de/borreliose
  • http://zeckenbiss-behandeln.de/borreliose-test/