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Behandlung & Vorbeugung

Behandlungsmöglichkeiten einer Borreliose

 

Das Mittel der Wahl bei einer vorliegenden Borreliose ist eine Behandlung mit Antibiotika. Die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung der Neuroborreliose empfiehlt dafür Doxycyclin oder die β-Lactam-Antibiotika Penicillin G, Ceftriaxon oder Cefotaxim. Diese müssen, abhängig von der Krankheitsdauer und dem Schweregrad, über mehrere Wochen hinweg eingenommen werden. Bei einer frühen Neuroborreliose geben die Leitlinien 14 Tage, bei der späten Form 14-21 Tage Therapiedauer vor.

Die Wirksamkeit von Chloroquin, Carbapenemen oder Metronidazol ist laut Leitlinie klinisch nicht belegt.


Diese lange Behandlungsdauer ist notwendig, da die Borrelien nur während bestimmter Phasen, der Teilungsphasen, für die antibiotische Wirkung der Medikamente empfänglich sind. Daher kann es eine Weile dauern, bis wirklich alle Borrelien abgetötet sind. Wird das Antibiotikum zu zeitig abgesetzt oder nicht durchgängig eingenommen, durch andere Medikamente in der Wirkung gehemmt oder zu niedrig dosiert, kann es keine ausreichende Wirksamkeit aufbauen. Die Borreliose wird dann nur vorübergehend gemindert. Die Folge ist ein Rückfall.

Eine oft propagierte monatelange Behandlung mit hohen Antibiotikadosen ist nach Ansicht der aktuellen Leitlinie nicht empfehlenswert, zumal diese zu schweren Nebenwirkungen führen.

Antibiotika genau nach ärztlicher Anweisung einnehmen

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Sie die Antibiotika zu den festgeschriebenen Zeiten einnehmen und darauf achten, diese weder mit hemmenden Lebensmitteln – häufig sind dies Milchprodukte – noch mit anderen hemmenden Medikamenten einzunehmen. Keinesfalls sollten Sie die Therapie aus eigenem Ermessen frühzeitig abbrechen, auch wenn Sie sich besser fühlen. Bei chronischen Verlaufsformen oder erst sehr spät erkannten Borreliosen kann die Therapie durch begleitende Maßnahmen unterstützt werden. Auch immunstärkende Mittel und Behandlungen sind bei der Therapie hilfreich.

 

Ergänzender Hinweis von Dr. med. Kiehl, Allgemeinmediziner mit 25-jähriger Erfahrung bei der Behandlung von Borreliose-Erkrankten:

Selbst bei frühzeitiger, ausreichend langer und hinreichend dosierter Antibiose (Antibiotika-Therapie), gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand immer wieder ein erneutes Auftreten und/oder Übergehen in eine chronische Borreliose mit unterschiedlichen Aktivitäts- bzw. Passivitätsphasen. Dies ist sehr wahrscheinlich abhängig vom individuellen Leistungszustand des betroffenen Immunsystems.

Die Gefahr einer Borreliose

Personen mit geschwächtem Immunsystem leiden schneller und stärker

Neben den anfänglichen Symptomen der Borreliose, wie Fieber, Schmerzen und Abgeschlagenheit, können im weiteren Verlauf der Krankheit ernstere Symptome und Schäden auftreten. Vor allem bei der Neuro-Borreliose, während derer Ausbreitung das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird, erscheinen immer wieder erhebliche Beeinträchtigungen und Schäden. Dazu gehören:

  • Taubheitsgefühle und Lähmungen
  • starke Schmerzen
  • chronische Entzündungen
  • Sehstörungen
  • verminderte Merk- und Konzentrationsfähigkeit
  • Störungen der Sprache, der Empfindungen und des Gangs
  • Wesensveränderungen

 

Vor allem Personen mit bereits geschwächtem Immunsystem leiden häufig schnell an den Symptomen der Borreliose.

Grundsätzlich gilt, je früher die Borreliose diagnostiziert wird, desto besser kann eine Borreliose behandelt werden. Umgekehrt heißt das aber auch, dass bei spätem Therapiebeginn die Prognose umso schlechter ist, da der Körper meist nicht mehr in der Lage ist, alle Schäden zu reparieren. Daher sollte eine Borreliose immer ernst genommen, schnellstmöglich und umfassend therapiert werden. Eine Borreliose kann in allen Stadien mit Antibiotika behandelt werden. Ob die Krankheit dadurch vollständig heilbar ist, ist leider nicht bewiesen. Denn die Erfahrung zeigt: Es kommt immer häufiger zum erneuten Ausbruch. Dies kann zum einen an einer zu niedrig und zu kurz dosierten Medikation liegen, zum anderen aber auch daran, dass die Erreger im Organismus ruhen, bis das Immunsystem wieder anfällig ist. Wird die Krankheit jedoch kurz nach der Infektion erkannt und behandelt, bestehen meist gute Erfolgsaussichten.

 

Ergänzender Hinweis von Dr. med. Kiehl, Allgemeinmediziner mit 25-jähriger Erfahrung bei der Behandlung von Borreliose-Erkrankten:

Insgesamt lässt sich Borreliose gut behandeln und die Leidenssituation der Patienten sehr wohl gut und anhaltend beeinflussen. Dabei sollten aber nicht nur die Bakterien, sondern auch das Immunsystem des Patienten intensiv beachtet werden. Eine ganzheitliche individuelle Behandlungsstrategie (Antibiose und/oder z. B. Traditionelle Chinesische Medizin) mit Sinn und Verstand führt m. E. zum bestmöglichen Nutzen für den Patienten auf lange Sicht.

Generell empfehlenswert und selbst durchführbar sind hingegen Maßnahmen, die das Immunsystem stärken und natürliche Abwehrreaktionen des Körpers unterstützen. Eine allgemein gesunde Lebensweise, ausgewogene Ernährungszusammenstellung, ausreichend Schlaf und Bewegung und die Vermeidung von negativem Stress gehören dazu.

 

Borreliose vorbeugen

Selbst im eigenen Garten lauern Zecken - Handschuhe und lange Kleidung schützen.

Selbst im eigenen Garten lauern Zecken – Handschuhe und lange Kleidung schützen.

Die wirksamste Möglichkeit ist der Schutz gegen Zecken und Zeckenstiche

  • Dazu gehört das Tragen langärmliger Kleidung, die an den Bündchen eng anliegt und so ein unbemerktes Eindringen der Zecken verhindert. In den zeckenreichen Zeiten sollten vornehmlich helle Farben getragen werden, da aus diesen die dunklen Zecken besonders schnell auffallen und entfernt werden können. Schuhe, die getragen werden, sollten geschlossen sein.
  • Nach jedem kürzerem und längerem Aufenthalt im Freien sollten Kleidung und Körper gründlich abgesucht werden. Vor allem dann, wenn Sie sich auf einer Wiese, in der Nähe von Gebüschen und Sträuchern aufgehalten oder anderweitig direkten Kontakt zu Pflanzen oder Tieren hatten. Bei der Gartenarbeit empfiehlt sich das Tragen von Handschuhen.
  • Suchen Sie auch Ihre Haustiere nach jedem Freigang gründlich ab, denn auch wenn diese nicht selbst gestochen werden, da sie beispielsweise mit entsprechenden Repellents ausgestattet sind, können sie Zecken in die Wohnung tragen.

Benutzen Sie Repellents, also Mittel, die auf Zecken abstoßend wirken. Diese sind in Form von Lotionen, Cremes und Sprays erhältlich und machen Sie für Zecken „unattraktiv“.
Bewährte Mittel sind „Zeckenstop“ und „Autan Protection Plus Zeckenschutz“.

  • Zu guter Letzt ist auch die schnelle Entfernung der Zecken eine recht wirksame vorbeugende Maßnahme. Denn je kürzer die Zecke Blut saugt, desto weniger Zeit hat sie um die Borreliose auslösenden Borrelien zu übertragen.

Wie Sie eine Zecke korrekt entfernen können, erfahren Sie unter dem Menüpunkt Zecken – Info.

Impfung gegen Borreliose wird erforscht

Derzeit ist außerhalb der USA noch kein für den Menschen zugelassener Impfstoff gegen Borreliose erhältlich. Dies könnte sich jedoch ändern. Das Institut für Tropenmedizin der Universitätsklinik Tübingen veröffentlichte im Oktober 2013 eine Studie über Erfolge bei ersten Testläufen mit 300 Probanden. Damit ist ein Schritt auf dem Weg zu einem Impfstoff für Europa getan. Die hier verbreiteten Borrelien unterscheiden sich von denen in Nordamerika, weshalb auch eine andere Impfung erforderlich ist. Die positiven Ergebnisse aus Tübingen und drei anderen Forschungszentren in Deutschland und Österreich sind eine gute Grundlage für weitere Forschungen. Trotz allem ist derzeit eine regelmäßige Vorbeugung und ein umfassender Zeckenschutz die einzige Möglichkeit, eine Infektion mit Borrelien zu vermeiden.

(Quelle: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54398/Impfung-gegen-Borreliose-erste-klinische-Tests-erfolgreich)