Nach oben

Borreliose ohne Zeckenbiss?

Es kann vorkommen, dass Menschen die Diagnose „Lyme-Borreliose“ bekommen und vorher gar nicht von einer Zecke gebissen wurden. Das jedenfalls glauben die Patienten. Denn der Überträger Nummer eins für die Lyme-Borreliose sind nunmal Zecken. Trotzdem gibt es Erklärungen dafür, warum einige Patienten denken, dass Sie an einer Borreliose ohne vorherigen Zeckenbiss leiden.

Das Übertragungsrisiko

Das Risiko einer Borreliose-Infektion durch andere Parasiten ist zwar gering, eine Übertragung ist aber nicht vollständig auszuschließen. Daher kann eine Borreliose auch ohne vorherigen Zeckenbiss ausbrechen. Allerdings kommt die Borreliose ohne Zeckenbiss wirklich nur sehr selten vor. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten, die eine Borreliose entwickeln, wurde vorher von einer Zecke gebissen, die die Erreger in sich trug. Während des Saugvorgangs werden die Bakterien auf den Menschen übertragen. Ob dieser später tatsächlich eine Lyme-Borreliose entwickelt, hängt von einigen Faktoren ab.


Nur wenige Prozent der Menschen, die von einer Zecke gebissen wurden, die die gefürchteten Borellien in sich trägt, erkrankt auch später an einer Borreliose. Experten gehen davon aus, dass die Krankheitserreger nämlich erst nach 12 bis sogar 24 Stunden übertragen werden. Das bedeutet, dass die Zecke zunächst für einige Stunden am Wirt saugt, bevor die Borrellien überhaupt auf den Menschen übergehen.

Borreliose ohne Zeckenbiss: Erklärungsversuche

Wie kommt es dann, dass hin und wieder Patienten eine Borreliose entwickeln, ohne vorher von einer Zecke gebissen worden zu sein? Die Antwort ist denkbar einfach. Sehr wahrscheinlich überhaupt nicht. Denn die Patienten unterliegen dabei einem Trugschluss:

In einigen Fällen bleibt ein Zeckenbiss nämlich völlig unbemerkt, denn der Biss an sich ist schmerzlos. So kann es schon mal vorkommen, dass man von einer Zecke gebissen wird, ohne sofort etwas davon zu merken.

Zudem suchen Zecken für gewöhnlich Hautstellen auf, die sehr warm, feucht, geschützt und weich sind. Hautfalten und Beugen, wie hinter dem Ohr, in den Achseln, in den Leisten und die Zwischenräume der Zehen sind beliebt. Aber auch verstärkt behaarte Stellen, wie die Kopfhaut und der Schambereich, wirken auf Zecken anziehend. In diesen Bereichen sind sie meist unauffällig und bleiben lange unbemerkt. Daher ist es möglich, dass Sie einen Zeckenbiss gar nicht bemerken.

Und noch eine weitere Tatsache kann dazu führen, dass Patienten davon ausgehen, an einer Borreliose ohne Zeckenbiss zu leiden: Männliche Zecken fallen zudem relativ schnell wieder ab, saugen also nur für kurze Zeit. Eine Zecke kann also bereits wieder abgefallen sein, bevor Ihnen der Biss auffällt. So könnten Sie bei einer späteren Diagnose mit Lyme-Borreliose auf die Idee kommen, dass Sie diese Erkrankung auf einem anderen Weg bekommen haben.

Experten weisen außerdem darauf hin, dass eine Übertragung der Lyme-Borreliose von Mensch zu Mensch nicht möglich ist.

Lyme-Borreliose verhindern: Schritte zur Prävention

Sie sehen also: Eine Borreliose ohne Zeckenbiss ist äußerst unwahrscheinlich. Um eine Infektion mit den Erregern zu verhindern, sollten Sie sich daher auf Zecken konzentrieren. Das machen Sie am besten so:

  • Suchen Sie sich regelmäßig nach Zecken ab und schenken auch kleinen Hautveränderungen Beachtung. Unter Umständen könnten Sie dadurch einen Stich übersehen.
  • Besonders nach einem Spaziergang im Wald oder Unterholz, sollten Sie Ihren Körper gründlich absuchen – besonders die vorher angesprochenen dunklen und eher feuchten Hautpartien.
  • Sollten Sie eine Zecke entdeckt haben, entfernen Sie diese so schnell wie möglich. In der Regel werden die Krankheitserreger erst nach 12 bis 24 Stunden „Saugzeit“ übertragen.
  • Achten Sie nach einem Zeckenbiss auf Anzeichen einer Infektion. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle zeigt sich die Wanderröte, die sogenannte Erythema migrans, als Anzeichen dafür, dass sich die Borellien im Körper ausgebreitet haben.
  • Suchen Sie einen Arzt auf. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, kurz nach einem Zeckenbiss mit einer Therapie mit Antibiotika zu beginnen. Die Fachwelt ist sich allerdings nicht mehr ganz einig darüber, ob diese Therapie sinnvoll ist oder dem Patienten mehr Schaden zufügt, als nützt. Ein Besuch beim Arzt kann Ihnen Klarheit geben.

Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass eine Borreliose ohne Zeckenbiss äußerst unwahrscheinlich ist und dies meist auf einem Trugschluss beruht.