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Begleitsymptome der chronisch-persistierenden Borreliose

Borreliose wird auch oft Chamäleon-Krankheit genannt. Das liegt daran, dass sich die Bakterien, die für Borreliose verantwortlich sind durch clevere Mechanismen so verändern können, dass sie für das Immunsystem über eine lange Zeit hinweg unsichtbar bleiben – eine akute Erkrankung bleibt also oft zunächst unerkannt. Ohne gezielte Therapie wird aus einer akuten jedoch eine chronische Borreliose, die sich durch ganz unterschiedliche Symptome bemerkbar macht.

 

So entsteht eine chronisch-persistierende Borreliose

Lyme Disease IllustrationAm Anfang einer Borreliose steht fast immer der Stich von einer Zecke, die die Borreliose-Erreger in sich trägt. Wurde der Erreger durch das Blutsaugen in den menschlichen Organismus übertragen, treten bei einigen Betroffenen um den Zeckenstich herum Rötungen auf und sie beklagen sich über Grippeähnliche-Symptome. Wer dann sofort einen Arzt aufsucht, der bekommt in den meisten Fällen die akute Borreliose durch Antibiotika wieder in den Griff.


Da die Borreliose-Erreger jedoch für das Immunsystem schwer zu enttarnen sind, bleiben bei einigen Betroffenen die Reaktionen des Abwehrsystems und damit Symptome wie eine Hautrötung aus. Eine Erkrankung wird so zunächst von dem Betroffenen nicht erkannt und damit auch nicht behandelt. Werden die anpassungsfähigen Borreliose-Erreger jedoch nicht gezielt bekämpft, haben sie ausreichend Zeit, sich über die Blutbahn im Körper zu verteilen und an bestimmten Stellen wie dem Gehirn oder an den Gelenken festzusetzen. Durch verschiedene Eigenschaften können sie dann hartnäckig, also persistent im Körper verharren. So wird dann aus einer aktuten eine chronisch-persistierende Borreliose, deren Symptome sich erst nach Monaten oder Jahren der Beschwerdefreiheit bemerkbar machen.

 

Rücken- und Nervenschmerzen durch chronische Borreliose

Die chronisch-persistierende Borreliose äußert sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise – daher ist sie nicht einfach zu diagnostizieren und schwierig von anderen Krankheiten zu unterscheiden. Typischerweise treten mehrere Symptome wie Nervenbeschwerden, rheumatische Schmerzen oder anhaltende Erschöpfung in Kombination auf.

Greifen die Bakterien der Gattung Borrelia das zentrale und periphere Nervensystem an, sprechen Experten von einer Neuroborreliose, die eine Nervenschädigung herbeiführt. In diesem Fall sind vor allem Gehirn und Rückenmark von einer Entzündung betroffen. Das verursacht bei vielen Betroffenen starke Schmerzen im Bereich der Nervenwurzeln und -bahnen, die sich vor allem nachts bemerkbar machen. Außerdem können Missempfindungen oder Lähmungen verschiedener Körperteile (besonders häufig ist das Gesicht betroffen) auftreten. Typisch bei einer chronischen Borreliose sind auch Symptome wie starke Nacken- und Rückenschmerzen mit wechselnder Lokalisation, die nach einiger Zeit ohne spezifische Behandlung wieder verschwinden und dann an anderen Stellen auftreten.

 

Auswirkungen von chronischer Borreliose auf Gelenke und Muskeln

Macht sich die Borreliose erst nach Monaten oder Jahren bemerkbar, treten auch vermehrt an den Gelenken Beschwerden auf. Experten sprechen in diesem Fall von der Lyme-Arthritis. Dabei handelt es sich um eine schubweise oder chronisch verlaufende Entzündung von einem oder mehreren Gelenken, die durch Borreliose-Erreger verursacht wird. Anzeichen für eine solche Gelenkentzündung sind Schwellung, Rötung, Gelenkergussbildung (Ansammlung von Flüssigkeit im Gelenk) und Überwärmung der betroffenen Stelle. Besonders häufig sind die Kniegelenke betroffen, aber auch Sprung- Finger- und Kiefergelenke können entzündete Stellen aufweisen. Die Beschwerden verlaufen schubartig und treten meistens nur für eine kurze Zeit an einem Gelenk auf, bevor sie zu einem anderen übersiedeln.

Patienten, die an einer chronisch-persistierenden Borreliose leiden, beschreiben zudem oft brennende und stechende Schmerzen in den Muskeln, die sich anfühlen wie Messerstiche sowie ein Taubheitsgefühl der Haut mit wechselnder Intensität und Lokalisation. Auch Muskelkrämpfe am ganzen Körper, ohne vorherige körperliche Beanspruchung, sind typisch bei einer chronischen Borreliose.

 

Müdigkeit und Co. – kognitive Symptome einer chronischen Borreliose

Ebenso sind kognitive Defizite bei einer Erkrankung an eine chronisch-persistierenden Borreliose typisch. Dazu zählen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Aufmerksamkeit, Konzentrations- und Auffassungsschwäche sowie dauerhafte Tages-Müdigkeit. Durch die Borreliose kann zudem der Serotoninstoffwechsel aus dem Gleichgewicht geraten, was zur Folge hat, dass Betroffene oft gereizt sind, plötzliche Panikattacken oder grundlose Angstzustände bekommen oder an starken Stimmungsschwankungen leiden.

 

Weitere Beschwerden aufgrund einer chronischen Borreliose

Der Verdacht auf eine chronische Borreliose sollte immer dann genauer überprüft werden, wenn mehrere Symptome in Kombination schubweise auftreten und ohne Therapie wieder verschwinden. Neben anhaltender Erschöpfung und Müdigkeit, Nervenbeschwerden sowie Gelenkschmerzen sind auch diese Anzeichen typisch.

  • heftige Kopfschmerzen, die häufig die Lokalisation wechseln
  • Lymphknotenschwellungen an Hals und Nacken sowie unter den Achseln und an den Leisten
  • plötzliche unkontrollierte Zuckungen der Muskeln
  • Schmerzen im Brustbeinbereich und am unteren Rippenbogen, verbunden mit dem Gefühl nicht richtig atmen zu können
  • Funktionsstörungen der Augen wie Augenmuskelschmerzen, Doppelbilderoder Augenbrennen
  • Tinnitus (Ohrgeräusche), Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
  • Gestörte Temperaturempfindung und nächtliche Schweißausbrüche

 

Wer von mehr als drei der Symptome betroffen ist, bei dem liegt der Verdacht auf eine chronisch-persistierende Borreliose nah. Diese ist deutlich schwieriger zu behandeln, als eine akute Borreliose. Das liegt daran, dass eine Antibiotikatherapie sowohl gegen die Bakterien an sich, als auch gegen die Persisterformen sowie die auftretenden Beschwerden wirken und zudem für jeden Patienten individuell zusammengestellt werden muss. Die beste Methode, um eine Erkrankung zu verhindern ist daher Vorsicht: Beobachten Sie jeden Zeckenbiss sorgfältig. Sobald Rötungen der Haut zu sehen sind oder unerklärliche Grippesymptome auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Je eher Ärzte eine Borreliose diagnostizieren, desto besser können diese die Krankheit behandeln und einen chronischer Verlauf verhindern.