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Zecken im Herbst

Die heißen Tage sind vorbei und die Picknickdecke ist wieder im hintersten Schrankfach verstaut. Dennoch lockt uns der goldene September in die Natur und somit in die Nähe von Insekten und Spinnentieren wie Zecken. Gerade Pilzsammler kommen im Herbst abseits der Wege in Kontakt mit Zecken. Sind Zecken auch bei kälteren Temperaturen noch gefährlich? Und wie können sich Naturliebhaber im Herbst gegen die lästigen Blutsauger schützen?

Das Risiko an kalten Tagen

ZeckeAlle Zecken – in Deutschland sind vor allem der Gemeine Holzbock und die Auwaldzecke bekannt – durchlaufen nach dem Schlüpfen drei verschiedene Stadien. Je nach Umgebungstemperatur dauert die Entwicklung von der Zeckenlarve über die Nymphe zur ausgewachsenen Zecke zwischen 178-2700 Tagen. Bietet das Wetter in einem Jahr also keine Wohlfühlatmosphäre für das geschlüpfte Spinnentier, kann sich die Entwicklung vom Ei zur geschlechtsreifen Zecke durchaus zwei bis drei Jahre hinziehen.
Im Herbst gibt es deshalb zwei Gruppen von Zecken, die eine Gefahr für den Menschen darstellen können:

  • Die „Hungerkünstler“: Diese Zecken haben sich bereits im vorletzten Sommer zum aktuellen Entwicklungsstadium verpuppt. Ihre letzte Blutmahlzeit liegt daher schon zwölf bis 14 Monate zurück. Finden diese Zecken jetzt im Herbst keinen neuen Wirt, werden sie den Winter nicht überleben und absterben.
  • Die „Energiebündel“: Die Zecken dieser Gruppen hatten Glück und konnten sich im Frühjahr mit Blut vollsaugen. Sie haben sich im Sommer zum neuen Entwicklungsstadium gemausert und sind mit frischer Energie auf der Suche nach einem Wirt.

 


Zecken erleben im Herbst also ihren zweiten Frühling und sind auf der Suche nach einem Wirt, bevor Dauerfrost ihre Aktivität hemmt (Energiebündel) oder sie sogar absterben (Hungerkünstler).

Da die erwachsenen Zecken schon kräftig genug sind, um auf etwa ein bis eineinhalb Meter hohe Büsche zu klettern, sind sie besonders gefährlich für Hunde oder Menschen, die im Dickicht unterwegs sind. Eine klare Temperaturschwelle, unter der Zecken nicht mehr aktiv sind, lässt sich nicht benennen. Entscheidend allerdings ist, dass es mehre Tage zu einem Temperaturabfall von unter 7 Grad Celsius kommt. Einzelne Tage mit kalten Temperaturen im Herbst können die Zecken ohne Probleme überstehen.

Wie lässt sich ein Befall durch Zecken verhindern?

Da auch im Herbst die Gefahr eines Zeckenbisses gegeben ist, sollte man vor einem Waldspaziergang sinnvoll vorbeugen. Zunächst einmal helfen lange Hosen, hohe Wanderstiefel und lange Oberbekleidung, um den kleinen Blutsaugern den Weg zur ersehnten Einstichstelle zu verbauen. Auch der Griff zu Zeckenschutzmitteln empfiehlt sich, da diese den Geruchssinn der Zecken stören. Somit werden wir als Mensch als Wirt uninteressant.

Tipp: Im Wald lebende Tiere werden häufig von Zecken befallen. Igel und Nager sollten deswegen nicht berührt werden!

Gefahren durch Zeckenbiss: Borreliose und FSME

Da die in Westeuropa lebenden Zecken häufig von Viren oder Bakterien befallen sind, kann ein Biss gesundheitliche Folgen für den Menschen haben. Am häufigsten werden durch Zeckenbisse die beiden Erkrankungen Lyme-Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) übertragen.
Die FSME hat ihren Namen nicht etwa deswegen, weil sich im Frühsommer mehr Patienten mit dieser Viruserkrankung infizierten, als in anderen Jahreszeiten, beispielsweise dem Herbst.

Beachte: Der Begriff „Frühsommer“ beruht darauf, dass die FSME in diesem Zeitraum erstmals beschrieben wurde, nicht aufgrund eines erhöhten Infektionsrisikos im Frühsommer!

Trägt eine Zecke den FSME-Virus in sich, werden die Krankheitserreger nach einem Stich mit dem Speichel direkt injiziert. Rund ein Drittel der Menschen erkrankt innerhalb von zehn Tagen nach dem Stich an dieser Viruserkrankung, die sich zunächst wie eine Grippe äußert. In schweren Fällen einer FSME kommt es in einem zweiten Schritt zu einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung.

Die häufigste Erkrankung jedoch, die durch Zeckenbisse in Deutschland ausgelöst wird, ist die Lyme-Borreliose. Während selbst in Risikogebieten nur rund 0,1 bis fünf Prozent der dortigen Zecken das FSME Virus in sich tragen, sind circa fünf bis 35 Prozent der Zecken mit Borrelien befallen. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 200- bis 300-mal so viele Menschen an der Borreliose wie an einer FSME. Bei einer Borreliose-Erkrankung kommt es häufig zu einer sogenannten Borreliose -Wanderröte: einer Rötung um die Einstichstelle mit größer werdendem Saum. Anschließend haben die Patienten mit grippeähnlichen Symptomen zu kämpfen. Das Borreliose-Bakterium kann allerdings auch das Nervensystem befallen.
Insgesamt haben Wissenschaftler des Berliner Robert Koch-Instituts mehr als zehn Erreger in Zecken nachgewiesen, die für den Menschen gefährlich werden können. Bis also das Thermometer konstant Temperaturen unter 7 Grad Celsius anzeigt, sollten Pilzsammler und Wanderer sich auch im Herbst mit Zeckenschutzmitteln und langer Kleidung vor den Blutsaugern schützen.